Ein aufgeschlagenes Bullet Journal liegt auf einem Tisch.

Bullet Journal 2025 als absoluter Anfänger


Inhalt

  1. Analog vs. Digital
  2. Der Start
  3. Der Weg
  4. Mein Fazit

Analog vs. Digital

Ich war schon immer fasziniert von Stift und Papier. Das ist vielleicht die Faszination von analoger Technologie im digitalen Zeitalter. Etwas ungewöhnlich als Softwareentwickler, wenn man die Vielzahl an verfügbaren digitalen Produktivitätstools bedenkt. Aber ich habe über die Jahre immer mal wieder dieses oder jenes Tool ausprobiert. Sei es für die Arbeit in Softwareprojekten oder auch im Privaten. Doch so richtig hängen geblieben ist nie eins.

Mein letzter Versuch war Todoist . Eine wirklich tolle App, die ich auch nach wie vor für das schnelle Erfassen von Aufgaben oder Notizen nutze. Besonders die Erkennung von natürlicher Sprache für Datumsangaben (auf deutsch!) ist unglaublich hilfreich. Doch beim Erledigen der Aufgaben hat mich das nicht viel produktiver gemacht als zuvor. Eher im Gegenteil. Wenn ich das Handy entsperrte, um eine Aufgabe zu erfassen oder zu erledigen, verlor ich mich meist in meinen Benachrichtigungen. Das bedeutet natürlich nicht, dass solche Tools nicht funktionieren. Ich persönlich lasse mich aber zu leicht von anderen Dingen ablenken. Und wenn meine Todo-Listen auf dem selben Gerät sind, mit dem ich auch viele andere Dinge mache und konsumiere, werde ich nie wirklich produktiv damit arbeiten können.

Während eines Ausflugs zur Bücherei Anfang Januar 2025 lächelte mich dann das Buch “Die Bullet Journal Methode” von Ryder Carroll an. Aus Neugier nahm ich das Buch mit und verschlang es in kürzester Zeit. Zunächst hatte ich nicht vor, ein Bullet Journal zu starten. Allein der Gedanke stresste mich eher. Ich hatte ja gar kein Notizbuch. Und auch keine vernünftigen Stifte. Wer braucht sowas denn heutzutage noch? Vor allem als Softwareentwickler.

Der Start

Was mich am Ende dann doch überzeugte, war die Flexibilität. Ich schaute mir einige Videos von Leuten an, die ihre Bullet Journals zeigten. Die bauten sich die schönsten Habit Tracker, Mood Tracker, Goals Lists, Bucket Lists und so weiter und so fort. Die Auswahl war riesig. Ehrlich gesagt erschlug mich die Menge an Informationen aber. Dazu kommt noch der Aufwand, das alles jeden Tag zu benutzen. Aber es gibt ja keine Verpflichtung, dass man all diese Listen führen muss und irgendwie hatte mich die Motivation gepackt. Also entschloss ich, dem Ganzen einfach mal eine Chance zu geben. Ich bestellte mir ein Bullet Journal von Scribbles That Matter (das kann ich nur wärmstens empfehlen) und legte kurz darauf los.

Meine Collections zum Start waren folgende:

  • Future Log
  • Monthly Log
  • Gewohnheits-Tracker
  • Schlaf- und Stimmungs-Tracker
  • Daily Log

Ich startete also neben den “Standard” Collections mit zwei weiteren, um meine Gewohnheiten, Stimmung und Schlafqualität zu tracken. Das tat ich vor allem aus einem Grund: Weil ich in den letzten Monaten nie wirklich erholsamen Schlaf hatte. Ich wollte damit Veränderungen nachverfolgen können und so herauszufinden, welche Gewohnheiten Effekte auf meine Schlafqualität haben.

Die Menge der Collections ist im Vergleich zu den Bullet Journals anderer Leute vielleicht klein. Aber für mich reicht das zu Beginn völlig aus. Man sollte nicht alles kopieren, was man sieht. Am Ende des Tages geht es vor allem darum, dass das Bullet Journal einem hilft. Die von mir gewählten Tracker helfen mir aktiv, weshalb ich auch keine Bürde darin sehe, sie täglich zu nutzen. Ich verfolge damit ein Ziel. Wenn man etwas nur trackt, weil es andere tun, wird man schnell gefrustet sein. Das ist glaube ich auch die wichtigste Erkenntnis, die ich bisher mit meinem Bullet Journal gesammelt habe. Jedes Bullet Journal ist individuell. Gestalte es so wie du willst. Und habe keine Angst davor, Dinge aufzugeben, die nicht für dich funktionieren.

Der Weg

Seitdem benutze ich mein Bullet Journal jeden Tag. Ich starte am Morgen beim Durchschauen meines Monthly Log und übertrage offene Aufgaben in mein Daily Log für den Tag. Dann trage ich meine Gewohnheiten vom gestrigen Tag nach, falls das nicht schon passiert ist. Und schlussendlich vermerke ich meine Schlafqualität und Stimmung auf einer Skala von 1-5. Der ganze Prozess dauert vielleicht 2 Minuten. Das gibt mir aber etwas Zeit, über den gestrigen Tag nachzudenken und den heutigen zu planen. Das entscheidende ist für mich das Schreiben auf Papier. Das hilft mir enorm, mich zu Konzentrieren. Am Computer oder auf meinem Handy werde ich viel zu schnell durch andere Dinge abgelenkt. Der analoge Faktor beim Bullet Journal hat für mich immer etwas sehr meditatives. Mein Bullet Journal kann mich nicht anrufen oder mir Benachrichtigungen schicken.

Im Laufe des Tages kommen ggf. neue Aufgaben hinzu, oder ich halte Gedanken in Form von Notizen fest. Die Struktur ist bei mir bewusst sehr lose. Wenn ich etwas wichtig finde, schreibe ich es ins Bullet Journal. Zu einem späteren Zeitpunkt kann ich in Ruhe über diese Notiz nachdenken. Aber für den Moment ist er zunächst sicher verwahrt und raus aus meinem Kopf. Das ganze ist quasi der “Sammeln” Schritt aus der Getting Things Done Methode von David Allen.

Manchmal ergeben sich aus Notizen oder Ideen auch neue Collections. Wenn ich ein Buch lese, lege ich häufig eine Collection für dieses Buch an, in der ich mir Notizen dazu mache. Das ist natürlich eher für Sachbücher interessant. Aber ich weiß immer genau, wo ich Dinge notieren kann. Mein Bullet Journal ist für mich somit etwas wie ein Commonplace Book .

Mein Fazit

Der größte Nutzen des Bullet Journals für mich persönlich, ist die Möglichkeit, in die Vergangenheit zu blicken. Während in den meisten Todo-Apps Aufgaben verschwinden, sobald sie erledigt sind, kann ich erledigte Aufgaben in meinem Bullet Journal auch Monate später noch sehen. In einer Zeit, in der man jeden Tag mit neuen Aufgaben und Informationen überhäuft wird, erdet mich dieser Blick ungemein. Er zeigt mir, was ich bereits alles geschafft habe und warum ich stolz auf mich sein kann. Ich kann sehen, was ich erlebt habe und vielleicht habe ich sogar notiert, welche Emotionen das in mir hervorgerufen hat. Mein Bullet Journal vermittelt mir ein Gefühl der Achtsamkeit für den Moment und das was war.